Sonntag, 26. Juli 2015

Statistik des KGV im Dax30 von 2007 bis 2014


Wenn man sich mit Aktien beschäftigt wird man über kurz oder lang auf das sogenannte jährliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV oder P/E ratio) stoßen. Diese Kennzahl liegt meist irgendwo zwischen 6 und 28. Eine anschauliche Interpretation des KGV ist, wie viele Jahre das Unternehmen braucht um seinen Aktienwert zu erwirtschaften. Hier soll der Aktienwert einfach die Anzahl der ausgeschütteten Aktien multipliziert mit dem jetzigen Kurs sein. Der zukünftige jährlich erwartete Gewinn wird auch einfach dem jetzigen Gewinn gleichgesetzt.
Aus dem Bauch heraus bedeutet es also, dass ein Unternehmen mit großem KGV (z.B. 25) im Verhältnis zu seinem Aktienpreis nur geringen jährlichen Gewinn abwirft. Es braucht 25 Jahre bis es seinen Aktienwert als Gewinn erwirtschaftet hat. Dagegen gilt eine Aktie eines Unternehmens mit geringem KGV (z.B. 8) als günstig.
Dies ist aber nur vordergründig so. Es kann genausogut sein, dass bei einem Unternehmen mit KGV 8 in den letzten Jahren der Gewinn stark eingebrochen ist und der Markt dieses Unternehmen mit starken Kursverlusten bestraft. Hier würde man die Katze im Sack kaufen: Ein Unternehmen mit vermeintlich günstigem KGV, aber gesund ist es aufgrund einbrechender Gewinne nicht.
Anhand des KGV alleine sollte man daher keine Kaufentscheidung festmachen.
Um die Aussagefähigkeit des KGV zu erhöhen habe ich eine statistische Auswertung aller im DAX-30 enthaltetenen Unternehmen über die Jahre 2007 bis 2015 durchgeführt.
Die Fragestellung war, ob man anhand einer statistischen Auswertung des KGV trotzdem mithilfe des KGV eine Aussage über die zukünftige Kursentwicklung eines Börsenwertes machen kann. Dazu wurde der jährliche Kursgewinn/-verlust in % für jedes Jahr von 2008 bis 2015 zum Stichtag 1.1. für jedes der 30 Unternehmen ausgewertet und mit dem letztjährigen KGV (also 2007 bis 2014) ins Verhältnis gesetzt.
Zudem wurde das mittlere jährliche Wachstum aller DAX-30 Werte ermittelt. Dieses lag im betrachteten Zeitraum bei stolzen 7,8%. Seine Schwankung ist auch beträchtlich mit 34,4% (einfache Standardabweichung).



Abbildung 1
In Abbildung 1 ist das Ergebnis dieser Auswertung abbgebildet. In orange (durchgezogen) ist das mittlere jährliche Wachstum der DAX-30 Unternehmen aufgetragen (horizontal). Orange gestrichelt ist der Bereich der einfachen Standardabweichung eingezeichnet. Die vertikale orangene Linie zeigt den Median aller jährlichen KGV des DAX von 2007 bis 2014. Dieser liegt bei 16,5. In schwarz (durchgezogen) ist der Kursgewinn/-Verlust in Abhängigkeit des vorjährigen KGV eingezeichnet (auch hier in schwarz gestrichelt die zugehörige Standardabweichung).
Liegt die schwarze Kurve bei einem bestimmten KGV über der orangenen Linie, so lagen die Wachstumsraten von Aktien mit diesem KGV im Mittel über dem des DAX. Beispielsweise hatten Aktienkurse von DAX-30 Unternehmen mit einem KGV von 27,5 im Mittel der untersuchten Periode (2008 bis 2015) eine jährliche Wachstumsrate von etwa 25%. Dagegen hatten Aktienkurse von Unternehmen mit einem KGV von unter 9 einen durchschnittlichen jährlichen Kursverlust von etwa 5% zu verbuchen.
Anhand dieser statistischen Auswertung der letzten 7 Jahre des DAX-30 kann man folgende Aussagen zu zukünftigen Kursentwicklungen machen:
Aktien mit einem KGV von 10 bis 14 und 16 bis 33 hatten im Mittel eine Wachstumsrate die über dem Durchschnitt der untersuchten Periode von 7,8% lag. Das geringste Verlustrisiko liegt bei einem KGV von 25 bis 29. Eine leicht schlechtere Kursentwicklung als der DAX Durchschnitt ergibt sich ab einem KGV von 34. 38% aller jährlichen Kursänderungen im DAX stellten in der Periode einen Verlust dar. Die Hälfte aller jährlichen Kursverluste ergaben sich bei Aktien mit einem vorjährigen KGV von unter 13. Zudem war die jährliche Kursentwicklung bei Aktien mit einem vorjährigen KGV unter 9 im Mittel negativ (etwa 5%).

Abbildung 2


In Abbildung 2 sieht man die Schwankungen der oben diskutierten Mittelwerte. Diese sind beträchtlich (35% im Durchschnitt). Im Bereich eines KGV von 23 verringert sich die Schwankung. D.h. in diesem Bereich ist nicht nur der mittlere jährliche Kursgewinn sehr viel größer als 7,8%, sondern auch Kursschwankungen die stark von den 25% Kursgewinn abweichen viel geringer.

Bevor ich diese Statistik ausgewertet hatte, war ich eher der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit eines Kursgewinns nach einem Jahr gleichverteilt über den KGV ist. Im Mittel 7,8% pro Jahr, egal ob man ein vermeintlich günstiges (geringes KGV) oder gehyptes (hohes KGV) Unternehmen kauft. 
Diese Statistik zeigt das Gegenteil. Von Unternehmen mit einem KGV kleiner 9 sollte man eher die Finger lassen. Hier zeigt die Statistik einen gehäuften Kursrückgang. Eine mittlere positive Kursentwicklung ergibt sich dagegen bei Unternehmen mit einem KGV von 10 bis 33. Wobei der Bereich 25 bis 29 anscheinend überaus profitabel und mit weniger warscheinlichen Kursrückgängen ausgezeichnet ist.