Dienstag, 31. Juli 2012

1. Etappe: Oskarshamn -> Nynäs

 Anreise aus Berlin über Stockholm nach Oskarshamn

Wir sind von Berlin-Tegel nach Stockholm mit Air Berlin geflogen, da wir schon 4 Monate zuvor Hin- und Rückflug gebucht hatten, waren die Flüge mit ca. 150 EUR pro Person für Hin- und Rückflug sehr günstig. Außerdem geht es sehr schnell: 1:45 Flugzeit. Man landet dann in Stockholm-Arlanda. Der Flughafen ist ca. 40 km außerhalb der Stadt und es gibt zahlreiche Möglichkeiten in die City zu gelangen. Wir haben die günstigste gewählt: Flygbussarna, ein Bus für ca. 8 EUR, er fährt alle 10-15 Minuten von Arlanda zum Hauptbahnhof und die Busfahrt dauer 45 Minuten. Tickets hatten wir schon in Deutschland online problemlos gekauft.
Gamla Stan vom Stadhuset ausgesehen
Laternen in einer Gasse in Gamla Stan

Stockholm aus der Sicht von den "Klippen" in Södermalm

In Stockholm blieben wir 2 Übernachtungen im Hostel STF Fridhemsplan. Das Hostel ist sehr zu empfehlen. Bei der Hostelsuche allgemein sollte man anmerken, dass es wohl ziemlich egal ist wo das Hostel in der Innenstadt liegt, da in Stockholms Innenstadt wirklich alles fußläufig zu erreichen ist. Wenn man also Stockholm (wie ich finde die schönste Stadt der Welt und vorher meinte ich immer Hamburg wäre die schönste Stadt der Welt) besuchen möchte, so ist es völlig egal wo das Hostel ist.
Löwe am Stadhuset

Blick von Södermalm aus

Gasse in Gamla Stan

Der Ostkustleden fängt ja nahe Oskarshamn an und dorthin sind wir mit einem Überlandbus gefahren. Für die Hinfahrt nutzten wir Stockholmsexpressen und für die Rückfahrt von Oskarshamn nach Stockholm Swebus.
Die Bus-Infrastruktur in Schweden ist sehr gut ausgebaut und außerdem ist Busfahren (im Vergleich zum sonstigen Preisniveau) relativ günstig. Für 500 SEK sind wir zu zweit nach Oskarshamn gekommen. Man sollte die Busverbindungen aber schon frühzeitig online von Deutschland aus buchen, denn wir mussten die Erfahrung machen, dass der Swebus für den Tag den wir eigentlich von Stockholm nach Oskarshamn fahren wollten ausgebucht war. Beide Busunternehmen haben moderne, komfortable Reisebusse. Aber der Swebus ist fast bis auf den letzten Platz voll gewesen, wohingegen der Stockholmsexpressen leerer und dadurch angenehmer erschien. Immerhin dauert die Busfahrt ca. 5 Stunden. Im übrigen war der Stockholmsexpressen leicht günstiger und schneller.

Oskarshamn hat einen netten Hafen, ist aber für Deutsche Verhältnisse eher ein Dorf. Aber Supermärkte, Bars und Restaurants und ein relativ großer Busbahnhof, sowie Fährverbindungen etc. sind vorhanden. Immerhin ist es die größte und eigentlich einzige Stadt im Umkreis von mehr als 60 km und daher gibt es dort mehr, als die reine Einwohnerzahl vermuten ließe. 60 km im Norden liegt das etwas größere Västervik und 70 km im Süden das im Vergleich schon großstädtische Kalmar. Sonst ist rundherum um Oskarshamn eigentlich nur "wilde Natur" in die ein paar winzige Dörfer und Ansammlungen von Bauernhöfen und Ferienhäusern eingestreut sind.

In Oskarshamn hatten wir jeweils am Anfang und am Ende unserer 8-Tage Wandertour ein Hotelzimmer im Hotel Hotell Rum Oskarshamn gebucht. Ein Doppelzimmer kostet 800 SEK inklusive Frühstück. Das hört sich etwas teuer an, aber da das Frühstück inklusive ist und das Frühstück einfach nur genial ist, kann man das Hotel auch für low-budget Reisende (wie wir es waren/sind) empfehlen. Das Hotel hat auch Hostel-Zimmer, die günstiger sind, aber solch ein stärkendes Frühstück vor und nach der anstrengenden Wandertour ist wirklich sein Geld wert. Das Hotel ist im übrigen direkt gegenüber der Busstation Oskarshamn Resec (= Oskarshamn Resecentrum, = Reisezentrum) und falls man spät Abends mit dem Bus ankommt, so muss man nur einmal über die Straße fallen und liegt quasi schon im Bett - perfekt.

Die eigentliche Etappe

Der Wanderweg startet nicht direkt in Oskarshamn, sondern im "Vorort" Lilla Hycklinge. Dorthin fährt ein Stadtbus von Oskarshamn Resec, was ca. 10-15 Minuten dauert. Am besten fragt man im dortigen Resecentrum welchen Bus man nehmen soll und fragt den Busfahrer, ob er einen an der richtigen Station rausschmeißen kann. Von der Busstation geht man ca. 10-15 Minuten den mit "Ostkustleden" ausgeschilderten Weg zur 1. Hütte "Lilla Hycklinge". Die Hütte, wie alle anderen, gibt u.a. sich dadurch zu erkennen, dass dort zwei blaue Wegweiser für den Wanderweg in und gegen den Uhrzeigersinn stehen.
Nun muss man entscheiden wie rum man den Wanderweg gehen möchte. Falls man Richtung Nynäs geht, so folgt man der Beschreibung der Broschüre und macht zuerst die "Waldetappen", außerdem sind die Wege sehr gut makiert. Richtung Hedvigsberg kommen zuerst die "Ostseeetappen", d.h. weniger Mücken, mehr Zivilisation, aber (zumindest mein Empfinden) schlechtere Markierung. Wir sind nach Nynäs gegangen.
Markierung des Ostkustleden

Die Etappe ist 17 km lang. Als Wanderanfänger denkt man, dass das ja sehr kurz ist, denn man schafft doch 5 km pro h, richtig? Dann sollte man ja wohl spätestens nach 5 h dort sein (inklusive ausegdehnter Pausen). Dem ist offensichtlich nicht so. Zur Zeitplanung sollte man eher 3-4 km/h als Durchschnittswandergeschwindigkeit einplanen. Gerade bei kleinen Pfaden durch die Wälder über Stock und Stein kommt man sehr langsam voran.

Um 10:30 starteten wir in Lilla Hycklinge (was für Wanderer sehr sehr spät ist). Aufgrund eines starken Schauers viel unsere Mittagspause ins Wasser und wir konnten gerademal ein trocknes Knäckebrot zu uns nehmen. Denn als wir gerade unser Gepäck absetzten fing es schon langsam an zu Regnen. Um 15:00 erreichten wir Lammedal und der Rest des Weges war sehr verregnet, so dass wir mit durchgeweichten Schuhen und Hosen um 16:30 in Nynäs ankamen.
Ich war wirklich sehr erschöpft und es war wirklich ein sehr schönes Gefühl, als man die Hütte erreichte, der Regen stoppte und sogar blauer Himmel sich zeigte und man Barfuß bzw. nicht in Wanderschuhen zum dortigen Brunnen zum Wasserholen lief.
Der Brunnen in Nynäs

Der Wegweiser vor der Hütte in Nynäs

Die Hütte hat keinen Strom und kein fließend Wasser sowie zwei "Trockentoiletten" aka Plumpsklos. Die Hütte riecht etwas brandig, da es wohl schwierig ist den Ofen rauchfrei zu betreiben, wie man im dortigen Gästebuch nachlesen kann. Wir haben die Öfen nicht benutzt, sondern auf unserem Campingkocher Reis und Tütensuppe gekocht.

Das Wasser im Brunnen ist glasklar und schmeckt super. Es muss nicht abgekocht werden (zumindest haben wir es nicht gemacht und hatten keinerlei Beschwerden). Als wir (Mitte Juli) dort waren war der Brunnen aber schon verdächtig leer, aber gab uns noch genügend Wasser. Falls der Brunnen leer ist, muss man gut 1  km zum nächsten See zum Wasserholen gehen und das Seewasser muss definitiv abgekocht werden.

Im Übrigen stellte ich mir das See- und Bachwasser in Schweden als glasklar und immer und überall genießbar vor. Dem ist NICHT so. Das Wasser (zumindest auf den Waldetappen) ist klar, aber hat eine bräunliche Farbe, vermutlich durch im Wasser vermodernde Stöcker und Blätter usw. Bachwasser kann man eigentlich nie trinken, selbst abgekocht würde ich es nur in absoluten Notfällen trinken. Seewasser sieht schon vertrauenswürdiger aus, aber ich habe es nur in abgekochtem Zustand getrunken und auch nur, wenn kein anderes Wasser verfügbar war.

Die Hütte in Nynäs hat 2 Stockwerke und ist eigentlich recht gemütlich. Türen sollte man immer schließen, um der Mückenplage zu entgehen. Der Schlafraum (man kann zwischen 2 Räumen wählen) sollte auch frühzeitig Mückenfrei gemacht werden (alle Mücken totschlagen) und dann die Tür verschlossen werden. Nachts machten wir eine neuartige Erfahrung, die eigentlich offensichtlich ist, woran wir aber nicht dachten. Als es dunkel war und wir eigentlich schon längst schliefen hörte man trapsende Geräusche. Zuerst lief in den Wänden und auf dem Dach etwas hin- und her und dann auch im unteren Hausgeschoss. Eine Maus! Ich bin mit Besen bewaffnet und Barfuß (und hoffte das mir die Maus nicht in den Fuß beißt) nach unten getorkelt und sah dann wie die Maus panisch über die Dielen schlitterte und irgendwo unter einem Sofa verschwand. Wir hatten unsere Essensvorräte achtlos auf dem Boden verteilt, was sich als Fehler erwies. Zum Glück hatte ich die Maus früh genug gehört, so dass sie keine Zeit hatte unsere Vorräte anzuknabbern, aber im Gästebuch las ich, dass es anderen Wanderern schlechter erging.
Ich klaubte alle Essensvorräte zusammen und trug sie ins Obergeschoss in unseren Schlafraum und schloss die Tür. In den folgenden Hütten hingen wir alle Vorräte immer hoch auf (z.B. an Gardrobe oder Wäscheleine usw.). Bis darauf, dass in Mörtfors (4. Etappe) eine Maus unsere letzten beiden Kekse anknabberte, haben die kleinen Nager uns keinen weiteren Ärger beschert.

Unsere Wäsche trocknet an der Hütte in Nynäs

Die Hütte unserer 1. Übernachtung am Ostkustleden
Nun noch ein Wort zur "Trockentoilette"... Es sind 2 und benutzt nicht die mit dem Herzchen auf der Tür, denn dort ist ein Wespennest. Ich habe die Tür geöffnet und stand in einem Wespenschwarm. Zum Glück habe ich keinen Stich bekommen, aber das war schon ein kleiner Schreck. Sonst sind Plumpsklos weniger schlimm als ich gedacht hatte. Vom Gestank her überhaupt nicht schlimm maximal so schlimm wie ein Kuhstall.

Die zweite Etappe folgt morgen.

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