Samstag, 21. Mai 2011

Der Nazi in meinem Wohnheim

Guten Tag!

Seit ca. 7 Monaten wohne ich in einem Berliner Studentenwohnheim. Dieses Wohnheim ist sehr international, die meisten Studenten kommen nicht aus Deutschland, sind aber auch keine "normalen" Erasmus-Studenten, sondern machen ihr gesamtes Studium hier in Berlin. Das Wohnheim ist selbstverwaltet und der Vorstandsvorsitzende ist ein Urdeutscher aus Thüringen, der bei seinen Großeltern aufgewachsen ist.
In diesem Post soll es nun um diese Person gehen.
Da diese Person in auf meinem Flur wohnt, habe ich viel mit ihr zu tun. Zu Anfang fande ich ihn merkwürdig, da er 3 Jahre älter ist, eigentlich kein Vollzeitstudent ist und ich sehr schnell merkte, dass seine politische Einstellung tendenziell nationalistisch ist. Ich machte ihm sofort klar, dass ich GAR NICHTS von Nationalstaaten halte, dass ich mindestens Europäer bin, wenn nicht Weltbürger und dass ich es nicht ausstehen kann, wenn er behauptet, dass "die Türken" sich alle einen faulen Lenz machen und dem Staat nur auf der Tasche liegen.
Diese Diskussionen verliefen allgemein friedlich und er erzählte mir auch, dass er bis vor 2 Monaten mit einer Türkin zusammen war (die auch hier wohnte) und sogar 3 Semester türkisch gelernt hat. Die folgenden Monate verliefen friedlich, wir akzeptierten unsere Einstellungen, ich leierte meine Moralpredigt runter, wenn er mir Videos wie das folgende zeigte: http://www.youtube.com/watch?v=ov_jZjYbeIE. Sehr oft zeigte er mir auch irgendwelche Hitler-Reden und ähnliche Videos, bei denen er aber immer sowas wie "Hitler war so ein Idiot" sagte. Es vielen aber auch immer Sätze wie: "ohne Hitler wäre Deutschland viel größer". Wenn Deutschland beim Fußball oder ähnliches gewonnen hatte, dann wurde ganz laut gerufen "WIR haben gewonnen. Bei jedem "WIR Deutschen haben..." habe ich natürlich immer interveniert à la Schopenhauer:
jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz seyn könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu seyn.
So ging das immer hin und her. Ich wusste, dass er in gewisser Weise rechts konservativ und Nationalist ist, aber er war immre wieder einsichtig bzw. rücksichtsvoll, wenn wir diskutierten. Außerdem war er gegen jede Form des Antisemitismus (er war 1 Jahr in Israel gewesen). Für mich war er zwar ein kleiner verkappter Nazi, der selbst nicht merkte, dass er ein verkappter Nazi ist, aber ich kam mit ihm klar.

Heute kam es zum Eklat. Ich las Zeitung in der Küche und wir kamen dazu über DSK (Domenique Strauss-Kahn) zu reden. Er meinte, dass DSK bestimmt nur Bewährung bekommt, weil ja die Mächtigen immer mit einem blauen Auge davon kommen. Ich warf ein, dass Madoff für 150 Jahre in den Knast gesteckt wurde und ich denke, dass DSK, falls die Vorwürfe wahr sind, die nächsten 5 Jahre im Knast landet.
Er sagte, dass Madoff aber alleine schon eine Finanzkrise war und deshalb ein schlimmerer Fall als DSK wäre. Außerdem ist er Jude und alle wichtigen Banker sind Juden.
Nun nahm das Theaterstück seinen Lauf. Ich fragte ihn, was es zur Sache tut, dass Madoff Jude ist. Darauf meinte er, "es ist einfach nur ein Fakt". Diskussionen mit ihm laufen meistens so, dass man irgendwie in eine 2. WK-Diskussion hineingezogen wird. Ich fragte provozierend, warum er ausgerechnet sagt, das Madoff ein Jude ist, obwohl es viel offensichtlicher ist, dass er "weiß" ist, dass er "alt" ist oder dass er US-Staatsbürger ist. Ich wollte ihn mit dieser Frage darauf stoßen, dass er bei jeder Diskussion Thesen und Begründungen aus der NS-Zeit abzuleiten versucht, obwohl die NS-Zeit nichts, aber auch gar nichts mit der Diskussion zu tun hat.
Aus unerklärlichen Gründen kamen wir jetzt ziemlich schnell zur Diskussion über Vernichtungslager bzw. Gaskammern und er behauptete ernsthaft: "Die Nazis haben nicht die Juden vergast, sondern das waren immer Hilfsarbeiter". Er wollte damit natürlich keinesfalls sagen, dass die Nazis nicht Schuld am Vergasen der Juden waren, aber wie kam er überhaupt diese Behauptung aufzustellen? Warum sagt man sowas, wenn man nicht die Schuld der Nazis relativieren möchte? Also nach dem Motto, die Nazis haben zwar den Mord beauftragt, aber durchgeführt haben es andere. Als ich ihm dann etwas lauter sagte, das seine Aussagen langsam zu weit gehen und er mich wohl verarschen wolle in dem er sagt "die Nazis hätten die Leute nicht persönlich vergast" und er dabei ist den Holocaust zu verharmlosen bzw. die Schuld von den Deutschen auf andere zu schieben, meinte er, dass ich "lernen müsste genau zu zuhören", er habe gesagt "die Juden" und nicht "die Leute".
Da er mich ernsthaft versuchte zu belehren wiederholte ich die Vermutung, dass er mich verarschen will und das ich garantiert nicht auf diesem Niveau mit ihm diskutieren werde. Er hörte aber nicht auf und versuchte seinen Standpunkt nochmal zu wiederholen und meinte das ich mich mal "genau informieren solle", dass es immer Hilfsarbeiter waren die die Gaskammern betrieben haben. Mir platzte langsam der Hals und ich meinte "wenn du nicht sofort aufhörst, hau ich dir auf die Fresse". Normalerweise bin ich die Ruhe in Person aber dieses Gelaber, dass die Deutschen ja nicht persönlich Juden vergast hätten, sondern das immer Hilfsarbeiter machen ließen, hielt ich einfach nicht aus. Abgesehen davon, dass die Waffen-SS mit ihren Gas-LKWs durch Polen gefahren sind und "selbst" Juden vergast haben, ist seine Aussage natürlich grober Unfug. Selbst wenn die Nazis sich nicht selber die Hände schmutzig gemacht hätten (was sie natürlich getan habe, nur rein hypothetisch) was ist daran besser nur den Befehl und die Infrastruktur zum Völkermord "persönlich" zu verantworten? Die Hilfsarbeiter haben garantiert nicht freiwillig Zyklon-B in die Gaskammern geschüttet. Am Ende wurden sie selbst von einem "neuen" Hilfsarbeiter vergast.
Es kam also zum Eklat, dadurch, dass ich ihm ernsthaft Prügel androhte. Ich konnte mir seinen verbalen Dünnschiss nicht mehr anhören, nahm meine Sachen (er blätterte während der Diskussion in meiner ZEIT) und verschwand in mein Zimmer.
Ich habe eine Mordswut auf den Kerl. Mir war zwar schon immer klar, dass er ein verkappter Nazi ist, also in dem Sinne wie Sarrazin ein verkappter Nazi ist und auch unser neuer Innenminister HP Friedrich, aber das er ein richtiger Nazi ist, das war mir nicht klar.
Solange er nicht versucht seinen Dünnschiss klarzustellen und sich zu Entschuldigen, werde ich ihn ab jetzt mein Lebenlang ignorieren.
Kann es sein, dass Leute die bei ihren Großeltern aufgewachsen sind anfälliger für Nazi-Ideologien sind?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Was bist Du denn für ein Idiot? :-D

Es bestätigt sich immer wieder: Linke sind definitv geisteskrank! :-)